Muss mein Kind seinen Teller leer essen?

Iss deinen Teller leer! Seit Generationen hören Kinder diese Ermahnung, wenn sie vor ihrem noch fast vollen Teller sitzen und nur im Essen herumstochern. Viele Eltern machen sich in diesem Moment Sorgen, dass ihr Kind zu wenig isst und deshalb sogar Wachstums- oder Entwicklungsprobleme bekommt. Doch diese Befürchtungen sind meist unbegründet. Warum, erfahren Sie in diesem Artikel.

Kinder essen anders als Erwachsene

Erwachsene haben sich im Laufe ihres Lebens unzählige Essensgewohnheiten angeeignet. Manche von ihnen sind lange gesellschaftliche Traditionen wie zum Beispiel die Norm, drei Mahlzeiten täglich zu sich zu nehmen. Andere Gewohnheiten haben sie von den Eltern übernommen oder sind aufgrund des persönlichen Lebensstils entstanden.
Kinder kennen diese Gewohnheiten noch nicht und orientieren sich deshalb an ihrem natürlichen Durst- und Hungergefühl. Sobald sie eines davon verspüren, melden sie sich und möchten trinken oder essen. Wenn Sie keinen Hunger verspüren, möchten Sie einfach nichts essen. Bei der Ernährung von Kindern vergessen Eltern oft, dass Kinder viel weniger Nahrung am Tag benötigen als Erwachsene. Die wohlwollenden Mengen, die den Kindern angeboten werden, sind meist viel mehr, als sie überhaupt essen können. Dazu kommt, dass Kinder an manchen Tagen mehr Appetit haben und an anderen weniger. Deshalb ist es logisch, dass sie nicht regelmäßig und vor allem nicht immer die gleichen Mengen essen. Es kann durchaus passieren, dass ihr Kind an einem Tag eine riesige Portion verschlingt und dann drei Tage lang überhaupt keinen Hunger verspürt.

Manche Kinder essen oft weniger oder gar nicht zu den Hauptmahlzeiten, da sie zwischen den Mahlzeiten pausenlos Kekse, Obst und Gemüse angeboten bekommen. Wer zwischen den Mahlzeiten viele dieser Kleinigkeiten genießt, hat zu den Hauptmahlzeiten verständlicherweise keinen Appetit mehr. Trauen Sie sich ruhig Ihrem Kind zwischen den Mahlzeiten kein Essen anzubieten und versuchen Sie doch einfach die gefüllten Tupperdosen für Unterwegs (die übrigens fast alle Eltern immer und überall dabeihaben) mal zuhause zulassen.

Eltern sollen sich keine Sorgen machen, dass ihr Nachwuchs verhungert oder zu schaden kommt, wenn das Kind mal mehr und mal weniger isst! Und vor allem drängen Sie, liebe Eltern, Ihr Kind nicht dazu, mehr zu essen, als es möchte. Das ist kein gesundes Essen für Kinder und damit tun Sie Ihrem Nachwuchs keinen Gefallen, im Gegenteil: Falsche Essgewohnheiten erhöhen das Risiko für Übergewicht. Und in westlichen Industrieländern wie Deutschland ist die Gefahr, im Laufe des Lebens an Fettleibigkeit zu leiden, deutlich größer als das Risiko zu verhungern. Gesunde Kinder verhungern nicht freiwillig!

Achtung: Kinder lieben Süßes

Kinder lieben Süßes und das von Geburt an. Evolutionär aber auch schon der erste Schluck Muttermilch knüpft bei dem Neugeborenen die Assoziation: süß ist gleich gut. Diese früh erlernte Erfahrung (auch: „Prägung“) bleibt in den nächsten Jahren bestehen und ist dafür verantwortlich, dass viele Kinder ungesüßte Nahrungsmittel ablehnen. Vor allem Gemüse und Grünes ist oft unwillkommen. Ich empfehle Ihnen daher, von vornherein Ihr Baby mit einer ausgewogenen Mischkost zu ernähren. Also anstatt mit einer Gemüsesorte wie Pastinaken oder Spinat zu beginnen, wählen Sie eine Mischung aus Gemüse, Getreide und Fleisch. Viele Babys lehnen diese Art von Ernährung am Anfang ab, aber bleiben Sie dran – bald gewöhnt sich das Baby an den fremden Geschmack, auch wenn es ein wenig Zeit benötigt.

Eine ausgewogene Ernährung ist wesentliche Voraussetzung für ein optimales Wachstum und eine gute Entwicklung von Kindern. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund empfiehlt für Babys bis zum 5. Lebensmonat ausschließlich Muttermilch. (Natürlich Ersatznahrung, wenn das Stillen nicht möglich ist). Ab dem 5. Monat können Sie damit beginnen, Ihrem Baby Beikost beziehungsweise Mischkost anzubieten, und zwar durchaus auch das, was Sie selbst essen. Achtung: Gesundes Essen für Kinder ist weder zu scharf noch zu würzig.

Auf Salz sollten Sie im ersten Lebensjahr komplett verzichten. Die Nieren von Babys sind noch nicht reif genug um Salz zu verarbeiten. Daher rate ich Ihnen, die Nahrung für Ihr Baby ohne Salz vorzubereiten. Ab dem 1. Geburtstag können Kinder alles essen, was auch Erwachsene zu sich nehmen. Genießen Sie die gemeinsamen Mahlzeiten.

Mein Tipp: Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Kinderernährung und denken Sie daran, dass Kinder ihrem eigenen Hunger- und Sättigungsgefühl folgen. Merken Sie sich folgenden Spruch “Kein Kind verhungert an einem gedeckten Tisch!“

Weitere Tipps für interessante Erkenntnisse zum Thema Kinderernährung und andere wichtige Informationen rund um Kindergesundheit finden Sie in meinem Buch Das Geheimnis gesunder Kinder welches am 11. Januar 2018 erscheint. Dieses können Sie hier bestellen. Mehr Informationen erhalten Sie ebenfalls auf meiner Facebook Seite.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen schönen 2. Advent.